Sonntag, Dezember 18, 2005

Fifa-Chef Sepp Blatter wehrt sich gegen Hausdurchsuchung

Wie unlängst bekannt wurde, fand am 3. November 2005 in den Büroräumlichkeiten der FIFA eine Hausdurchsuchung statt. Durchsucht wurde u.a. auch das Büro von Sepp Blatter. Grund für diese Hausdurchsuchung soll offenbar ein Strafverfahren gegen unbekannt wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung zum Nachteil der FIFA sein. Bei diesem Verfahren handelt es sich, wie den Medien entnommen werden kann, um ein Folgeverfahren, entstanden aus dem Strafverfahren gegen die konkursite FIFA-Marketingpartnerin ISL. Diese Untersuchung angestossen hatte damals die FIFA selbst durch eine Strafanzeige. Inzwischen soll die FIFA jedoch diskret ihr Desinteresse erklärt haben.

Interessante Details über die Strafverfahren um die ISL und die FIFA sowie über den Ablauf der Hausdurchsuchung bei der FIFA sind einem Bericht der Berliner Zeitung vom 3. Dezember 2005 zu entnehmen (http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/sport/505942.html).

In einer gegen die Hausdurchsuchung erhobenen Beschwerde von Blatter rügt dieser nun, der zuständige Untersuchungsrichter Thomas Hildbrand sei befangen, weil: "eine verstorbene Schwester des Untersuchungsrichters mit einem Cousin von Sepp Blatter verheiratet gewesen sein soll" (wie der heutigen Ausgabe der Sonntagszeitung entommen werden kann). In welchem Grad Sepp Blatter mit seinem Cousin verwandt ist, war der FIFA gemäss dem Bericht der Sonntagszeitung nicht zu entlocken.

Auch wenn schon lange bekannt ist, dass der gebürtige Wallisser ein ausgesprochen feines Sensorium für mögliche Befangenheitsprobleme hat, erstaunt die Befangenheitsrüge gegen Untersuchungsrichter Hildbrand. Gemäss der im vorliegenden Fall wohl anwendbaren StPO des Kantons Zug (http://www.zug.ch/bgs/data/161-1.pdf) ist erst eine Verwandtschaft im 3. Grade ein Ausstandsgrund. Auch wenn der FIFA nichts näheres zum Verwantschaftsverhältnis von Sepp Blatter zu seinem Cousin zu entlocken ist, kann unschwer davon ausgegangen werden, dass Blatter nicht einmal mit seinem Cousin im 3. Grade (oder noch enger) verwandt sein dürfte, geschweige denn mit dem Bruder dessen verstorbenen Ehefrau. Und zudem dürfte Blatter im betreffenden Strafverfahren nicht einmal selbst Partei sein (zumindest ist dies für ihn zu hoffen).

Wenn man den Bericht der Berliner Zeitung über die Hausdurchsuchung am Zürcher Sonnenberg liest, hat man jedoch Verständnis dafür, dass sich Blatter gegen die Hausdurchsuchung wehrt. So ist dem Bericht u.a. folgendes zu entnehmen: Thomas Hildbrand, ein hartgesottener Untersuchungsrichter, Experte für schwere Wirtschaftsdelikte, stürmte mit mehreren Polizeibeamten (in Zivil) in den Raum und legte dem verdutzten Fifa-Präsidenten einen Durchsuchungsbefehl vor. Blatter griff instinktiv zum Telefon und wollte seinen Anwalt Professor Peter Nobel benachrichtigen. Doch die Beamten verwehrten ihm dieses Telefonat. Sie durchsuchten die Unterlagen in Blatters Office, im Büro des Fifa-Generalsekretärs Urs Linsi und später auch noch im Basement, im Fifa-Archiv. Sie verschwanden mit einigen Kilo beschlagnahmten Aktenmaterials.

Bei soviel sportlich-energischem Elan, den Untersuchungsrichter Hildbrand an den Tag legt, besteht kein Zweifel: Untersuchungsrichter Hildbrand muss mit Sepp Blatter irgendwie verwandt sein!

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